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1 5 F O C U S ‹F›: Wenn Sie an den Beginn Ihrer Tätigkeit bei AVL vor rund einem Jahr zurückblicken: Wie haben Sie sich mit dem Unternehmen und der Unternehmenskultur bei AVL vertraut gemacht? ‹Hannes Schmüser›: Mir war es besonders wichtig zu verstehen, wie unsere Kunden die Mess- und Prüfsysteme von AVL einsetzen. Daraus wurde die Idee geboren, ein rund zweimonatiges Einarbeitungsprogramm bei unserem „internen“ Kunden AVL Powertrain Engineering (PTE) zu absolvieren, bevor ich meine Tätigkeit im Bereich ITS aufnahm. Neben dem technischen Aspekt – wie unsere Tools und Produkte im gesamten Entwicklungsprozess angewendet werden – war dies auch eine einmalige Gelegenheit, AVL „von innen“ heraus kennenzulernen. Vor allem hat mich dabei beeindruckt, wie kreativ bei AVL gedacht wird und welch großen Handlungsspielraum die verschiedenen Bereiche für Innovationen haben. Dieser Eindruck hat sich auch bei meiner weiteren Tätigkeit im Bereich ITS bestätigt. In meinem ersten Jahr habe ich fast alle AVL Affiliates besucht, was mir die Möglichkeit der Sicht „von außen“ gab. ‹F›: Sie waren im Laufe Ihrer Karriere für verschiedene Unternehmen im Automotive-Bereich tätig. Wie würden Sie AVL auf Basis dieser Erfahrung beschreiben? Wodurch unterscheidet sich AVL von anderen Unternehmen? ‹Hannes Schmüser›: Eine der Hauptdifferenzierungen von AVL im Markt ist, dass hier Engineering-Dienstleistungen, Mess- und Prüfsysteme sowie Simulationstools unter einem Dach vereint sind. AVL genießt in der Automobilindustrie ein sehr hohes Ansehen, was sicherlich auf die enge Zusammenarbeit in der Produktentwicklung, also einem absoluten Kernbereich unserer Kunden, zurückzuführen ist. AVL gelingt es offensichtlich – mit allen notwendigen Freiheitsgraden in der Entwicklung – konsequent marktfähige Produkte und Lösungen zu entwickeln, die den wirtschaftlichen Erfolg unserer Kunden sowie des Unternehmens sicherstellen. Kreativität und damit verbunden auch das interne Ringen um die beste Lösung sind sicher ausgeprägter, als bei manchen eher produktionsorientierten Unternehmen. ‹F›: Innovation spielt bei AVL eine wichtige Rolle. Welche Bedeutung messen Sie der Forschung & Entwicklung im Bereich Mess- und Prüftechnik (ITS) bei? ‹Hannes Schmüser›: Unsere Kunden stehen vor großen Herausforderungen: Reduzierung der CO2-Emissionen, steigende Systemkomplexität im Gesamtfahrzeug durch Elektrifizierung, wachsende Variantenvielfalt sowie immer kürzere Entwicklungszeiten und Produktlebenszyklen – um nur einige zu nennen. In unserer F&E beschäftigen wir uns mit neuen Methoden und Technologien, um genau diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Diese Ergebnisse stellen wir dann unseren Kunden als praxistaugliche Systeme und Tools zur Verfügung, um ihre Entwicklungseffizienz weiter steigern zu können. Damit kann man die Bedeutung, die Innovation bei AVL hat, gar nicht hoch genug einschätzen. ‹F›: Welche globalen Trends im Automotive-Bereich sehen Sie als Haupttreiber für die Weiterentwicklung der Mess- und Prüftechnik? ‹Hannes Schmüser›: Hier gibt es eine ganze Reihe von Trends, im Kern müssen aber folgende Entwicklungsziele balanciert werden: CO2-Emissionen und rechtliche Anforderungen, Fahrbarkeit im Sinne von „fun-to-drive“ sowie die Gesamtkosten über die Lebenszeit des Fahrzeuges. Wir sehen einen steigenden Bedarf bei Systemprüfständen, die es unseren Kunden ermöglichen, nicht mehr nur eine Einzelkomponente, sondern das gesamte Antriebssystem zu optimieren. Bei der Entwicklungsmethodik gibt es einen starken Trend in Richtung modellbasierte Entwicklung, wodurch Entwicklungstätigkeiten in eine frühere Prozessphase verlagert werden können. Dies erfordert durchgängige Entwicklungswerkzeuge über den gesamten Entwicklungsprozess hinweg. Hinzu kommt eine immer strengere Gesetzgebung, insbesondere bei den Emissionen im realen Fahrbetrieb (RDE). Der Betriebsbereich des Antriebstranges muss dabei unter variablen Rahmenbedingungen auf dem Prüfstand abgebildet und optimiert werden. Einer der neuesten Trends ist das autonome Fahren, das eine Vielzahl an neuen Systemen mit sich bringt, die ebenfalls beim Testen am Prüfstand simuliert werden müssen – vom GPS- Signal für das Navigationssystem bis hin zu den verschiedensten Sensoren und Fahrer-Assistenzsystemen. ‹F›: Die Automobilindustrie ist stark globalisiert. Nicht mehr lediglich die Fertigung, sondern auch die F&E wird zunehmend in den Wachstumsmärkten angesiedelt. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung? ‹Hannes Schmüser›: Bei unseren Kunden sehen wir, dass Teile der Forschungs und Entwicklungstätigkeit vom Headquarter in bestimmte Zielmärkte verlagert werden, oder dass Fotos: Christian Jungwirth


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