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1 9 F o c u s zess. Es gibt Anwendungen, in denen die Simulation dominiert, und andere Anwendungen, in denen das Testen im Vordergrund steht. Modelle haben grundsätzlich einen begrenzten Gültigkeitsbereich, daher ist es wichtig, abhängig von der Entwicklungsaufgabe, reale Teilsysteme mit virtuellen Teilsystemen zu kombinieren. Unzulänglichkeiten der Modelle lassen sich dann durch reale Versuche kompensieren. Außerdem gewinnt man gerade aus der intelligenten Verknüpfung des tieferen physikalischen Verständnisses in der virtuellen Welt mit den praktischen Erfahrungen aus Tests bzw. Experimenten wertvolle Erkenntnisse. Entscheidend ist immer die aufgabenbezogene richtige Kombination aus Simulation und Test. Wir bei AVL haben hier einen großen Vorteil: Die Unternehmensbereiche AST (Advanced Simulation Technologies) und ITS (Instrumentation & Test Systems) arbeiten bei der Entwicklung zukunftsweisender Lösungen sehr eng zusammen. ‹F›: Mit welcher Methode werden die Komponenten bzw. das Gesamtsystem möglichst realitätsnahe getestet? ‹Conrad›: Es werden – je nach Phase im Entwicklungsverlauf – verschiedenen Kombinationen real/ virtuell gewählt. Wichtig ist in allen Phasen eine möglichst durchgängige Beschreibung der Einsatzszenarien. Hier hat sich der Begriff „Manöverbasiertes Testen“ etabliert. Diese Tests basieren auf Fahrsituationen aus dem realen Fahrbetrieb bzw. auf theoretischen Missbrauchsszenarien, die abgesichert werden müssen. Diese Manöver werden unabhängig von der Entwicklungsumgebung eingesetzt – ob in der reinen Simulation oder auf einem Rollenprüfstand. ‹Conrad›: „Offen“ heißt für uns auch, dass unsere Kunden die Plattform nutzen können, um ihre eigenen Entwicklungsmethoden anzuwenden. Sie müssen in die Lage versetzt werden, ihr Know-how auf unseren Systemen zu entwickeln. Dafür bieten wir ein großes Portfolio an Lösungen – von weitgehend vorgefertigten Lösungen bis hin zu offenen Entwicklungsumgebungen, auf denen sie ihre Methoden effizient implementieren können. ‹F›: Wird es in Zukunft möglich sein, moderne Antriebe ohne eine integrierte Entwicklungsstrategie zu entwickeln? ‹Voigt›: Alleine aufgrund der erwähnten Zunahme der Komplexität wird es ohne eine integrierte offene Entwicklungsplattform nicht möglich sein, diese Anforderungen zu bewerkstelligen. Grundsätzlich ist die Integration von Prozessen, Werkzeugen und Organisationen der Schlüssel dazu, die heute existierenden, großen Herausforderungen zu bewältigen. < ‹F›: Ist die durchgängige Entwicklungsplattform auch in Hinblick auf die zunehmende Variantenvielfalt ein Vorteil? ‹Voigt›: Vor allem für die Entwicklung von Varianten ist die Anwendung von modellbasierten Ansätzen ein großer Vorteil. Wenn man einmal die Komponenten, aus denen die Varianten bestehen, im Detail modelliert und parametriert hat, ist man in der Lage, z. B. Variantenkalibrierungen sehr schnell durchzuführen. Anhand von Modellen können dann signifikante Umfänge der Kalibrierung rein in der virtuellen Welt erfolgen. Eine Herausforderung für uns ist es nun, solche Methoden für Kunden industrialisiert als Produkt und Systemlösungen bereitzustellen. ‹F›: Ist es für den durchgängigen Entwicklungsprozess beim Kunden erforderlich, dass alle Testsysteme bzw. Softwaretools von AVL stammen? ‹Voigt›: Nein, das ist nicht notwendig. Unsere Kunden haben erhebliche Investitionen in ihre bestehende Infrastruktur – von den Modellierungswerkzeugen bis hin zu den Testsystemen – getätigt. Diese bestehenden Werkzeugketten müssen auch in einer integrierten Plattform genutzt werden können. Unser Ansatz heißt nicht umsonst Integrated Open Development Platform: „Offen“ heißt, dass unsere Kunden bestehende Investitionen in Werkzeugketten weiter nutzen können. AVL setzt sich daher auch intensiv mit den Standardisierungsbestrebungen im Bereich der Entwicklungsplattformen, wie z. B. Product Lifecyle Management (PLM) Systemen, auseinander. AVL prägt diese Industriestandards mit und nimmt sie auch in ihre Testsysteme und Tools auf. > Michael Conrad, Director Portfolio Management Integration Software Products


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