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Focus 2012 DE

Die Fahrzeugsimulation AVL VSM wird weltweit sehr erfolgreich von Rennsportkunden eingesetzt. 2 3 F o c u s ‹F›: Im Juni 2012 gewann zum ersten Mal ein Hybrid-Rennauto die „24 Stunden von Le Mans“. Leitet dieser Sieg eine neue Ära im Motorsport ein? ‹Schöggl›: In der Formel 1 kann man bereits seit zwei Jahren ohne ein gutes Hybrid-System KERS (Kinetic Energy Recovery System) kaum mehr siegen. In der Le-Mans-Prototypen-Serie (LMP) wurde das Reglement, das Hybridantrieb erlaubt, zwar erst später eingeführt, dafür erlaubt es deutlich mehr Freiheiten. Fest steht, dass in den Reglements der beiden Rennserien der Hybridantrieb bewusst bevorzugt wird. ‹F›: Worin unterscheiden sich die Reglements der beiden Rennserien, in denen man einen Hybrid zum Siegen braucht? ‹Schöggl›: Die Reglements sind grundsätzlich sehr verschieden. In der Formel 1 ist die einsetzbare Hybridenergie auf 400 kJ pro Runde beschränkt. Die maximale Hybridleistung ist auf 60 kW limitiert. Je nach Rennstrecke bringt das eine Rundenzeitverbesserung von bis zu 0,5 Sekunden. Das Le Mans Reglement ist viel freier und beschränkt lediglich die zwischen zwei Bremsvorgängen abgebbare Energie auf 500 kJ. Bei rund zehn Bremsvorgängen in Le Mans ergibt das somit ein Vielfaches an abrufbarer Energie. Außerdem erlaubt das LMP-Reglement den Elektroantrieb sowohl an der Vorder- als auch an der Hinterachse. Die höhere Energie, die nicht limitierte Leistung und der elektrische Allrad bringen deutlich mehr Rundenzeitgewinn als in der > Formel 1. Es gibt aber natürlich auch Nachteile wie ein höheres Gewicht und einen höheren Kühlbedarf. ‹F›: Welche Hybrid-Technologien kamen in Le Mans zum Einsatz? ‹Schöggl›: Eine erstaunliche Vielfalt. Audi speichert die Energie mechanisch in einem rasch rotierenden Rotor einer elektrischen Maschine, die als Generator und als Motor arbeiten kann. Toyota speichert die Energie hingegen rein elektrisch in Kondensatoren, sogenannten Supercaps. Beide Speichersysteme sind elektrisch mit Elektromotoren verbunden, die jeweils mit den Rädern verbunden sind. Audi treibt die Vorderachse an, Toyota hingegen die Hinterachse. ‹F›: Mit dem neuen Reglement wird auch in der Formel 1 der Hybridantrieb eine viel größere Rolle spielen. Was ändert sich ab 2014? ‹Schöggl›: Die Energie, die maximal pro Runde einsetzbare Energie verzehnfacht sich von 400kJ auf 4 MJ pro Runde. Die elektrische Leistung verdoppelt sich auf 120 kW. Damit werden sich die Rundenzeiten durch den Hybridantrieb streckenabhängig um deutlich mehr als eine Sekunde verbessern. Das Hybridsystem wird Teil eines sehr komplexen Energiesystems ›› Das neue Formel 1- reglement eröfnet viele Möglichkeiten, Energie zu gewinnen, zu speichern und zu verteilen. ‹‹ Foto: Helmut Lunghammer


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