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grenze darzustellen, weswegen 2015 AVL die Spitzenleistung bei downgesizten Motoren weiter hochschraubte. „Wir hatten vor, auf Basis eines Motors aus dem Massensegment ein Höchstleistungskonzept zu entwickeln. Dabei galt es, die Serienrandbedingungen nicht zu verlassen und in der gleichen Motorenfamilie zu bleiben“, erklärt Paul Kapus, Leiter Entwicklung Ottomotoren bei AVL, und meint weiters: „Der Modulgedanke beziehungsweise der „Engine Family Stretch“ lässt sich damit erklären, dass mit einer Motorenfamilie sowohl geringer Verbrauch als auch Höchstleistung dargestellt werden. Die Motoren der Familie haben neben gemeinsamer Bohrung und Hub auch denselben Zylinderabstand, die gleiche Zylinderkopf-Grundkonstruktion mit denselben Flansch- positionen und den gleichen Ventiltrieb. Im Prinzip sind also alle Grundabmessungen gleich. Damit sind auch die Schnittstellen zur Peripherie sowohl einlass als auch auslassseitig unverändert. Es werden aber an diese Schnittstellen zum Beispiel unterschiedliche Turbolader angeschlossen“, so Paul Kapus die Modularität schildernd. 1 1 F O C U S ELEKTRISCHE AUFLADUNG SEIT 2002 Um mit dem Engine Family Stretch die Zielleistung des Imagemodells von 200 kW/l zu erreichen, ist wegen der großen Turbolader eine Zusatzaufladung unumgänglich. Ohne diese Zusatzaufladung wären das Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen und das Ansprechverhalten nicht akzeptabel. Denn das Ziel eines Imagemotors sollte sein, dass nicht nur eine hohe spezifische Leistung, sondern auch ein schnelleres Ansprechverhalten als im Basismodell erreicht wird. Dies erkannte AVL bereits 2002, als der erste Prototyp mit elektrischer Aufladung gebaut wurde. Daher wurde für das 200kW/l-Konzept zur Verbesserung des Ansprechverhaltens ein mit 48V betriebener, elektrischer Zusatzverdichter gewählt. 2006 entwickelte AVL das Demonstratorfahrzeug VW Passat „Low Consumption TC“. Mit diesem Konzept wurde aufgezeigt, dass bei einem 2l-TGDIMotor mit Abgasturbolader sowie mit einem lang übersetzten Getriebe, ein Verbrauch erzielt werden kann, der sonst nur bei Dieselmotoren ähnlicher Aktuelle Trends am Automobilmarkt sind eindeutig: Aufgrund gesetzlicher Anforderungen und Kundenwünschen müssen Motoren im Massensegment bei moderaten Leistungsanforderungen immer niedrigere CO2-Emissionen darstellen. Dahingegen steigen das spezifische Drehmoment und die spezifische Leistung im Imagesegment stark an – besonders in der Hubraumklasse um zwei Liter. Vor allem der Wunsch, Sechszylindermotoren durch leistungsstarke Vierzylindermotoren zu ersetzen, führt zu einer starken Steigerung der spezifischen Leistung. Diese hohen Leistungsanforderungen führen zu einer immer weiter werdenden Spreizung der Motorfamilien, wofür eine hohe Modularität nötig ist. EXTREME MODULARITÄT FÜR EIN WEITES LEISTUNGSSPEKTRUM Die Entwicklungsarbeit mit dem 1,75l-Vierzylindermotor begann erstmals damit, als AVL gemeinsam mit Fiat/Alfa Romeo einen zunächst 330 PS (139 kW/l) starken Motor für einen Alfa Romeo Giulietta konzipierte, der 2013 auf dem Wiener Motorensymposium präsentiert wurde. Die Leistung des Konzeptmotors wurde wenig später durch weitere Optimierungen auf 350 PS (148 kW/l) gesteigert, wodurch nicht nur viel Aufmerksamkeit erregt, sondern auch viel Interesse geweckt wurde. Zu dieser Zeit galt der Motor als jener mit der höchsten Literleistung unter Serienrandbedingungen. Dieser Erfolg konnte 2014 mit dem 450 PS starken 2l-Konzeptmotor von Volvo und AVL überboten werden. Doch 450 PS auf zwei Litern Hubraum (168 kW/l) schienen immer noch nicht die oberste Leistungs> Volvo S60-Demonstratorfahrzeug mit dem 450 PS starken Vierzylindermotor. Fotos: Aufreißer Seite 3, Seiten 10, 12, 13 - Gerhard Langusch. Seite 11 - Volvo Car Corporation.


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